01.02.2025 Museumsbesuch Mannheim
Reisebericht von Gisela und Henning Bauer
Am Samstag, den 1.2.2025, konnten wir uns überzeugen, dass die Stadt Mannheim zurecht stolz sein kann, das 100jährige Jubiläum der Kunstrichtung „Neue Sachlichkeit“ mit einzigartigen Projekten zu feiern. Wurde der Begriff doch vom damaligen Direktor der Mannheimer Kunsthalle Gustav Friedrich Hartlaub in die Kunstgeschichte eingeführt. Er erkannte und förderte diese neue Kunstrichtung, die nach den Erfahrungen des 1. Weltkriegs von dem emotional aufgeladenen Expressionismus abwandte. Die Welt war eine andere geworden und darauf reagierten die Künstler mit einer neuen Sicht auf ihre Umgebung.
In der Kunsthalle führte uns Frau Weinberger sehr kompetent und sicher durch die 200 ausgestellten Werke, obwohl der Besucherandrang erheblich war. Dabei schenkte sie den absoluten Highlights, wie Beckmanns „Sündenfall“, Grosz‘ „Begräbnis des Oskar Panitza“ und Dix‘ „Salon 1“ genauso viel Aufmerksamkeit, wie anderen Künstlern dieser Zeit, die weniger im allgemeinen Gedächtnis hängen geblieben sind. Haupttenor der Ausstellung ist die Zweiteilung dieser gegenständlichen Kunst, in der sich die einzelnen Protagonisten der eher kritischen politischen Seite mit sozialer Anklage (Verismus) oder der eher nur rein sachlich beschreibenden Variante zuwandten. Frau Weinberger machte uns sowohl auf interessante gestalterische als auch motivliche Details der Bilder aufmerksam, die uns neue Einsichten in diese ereignisreiche Zeit lieferten. Eineinhalb Stunden konzentrierte Information wurden durch ironische und selbstkritische Einlassungen zu einem großen Erlebnis vor den Exponaten.
Auch der Nachmittag im Reiss-Engelhorn-Museum bot mit den drei Fotografen August Sander, Albert Renger-Patzsch und Robert Häusser unter dem Titel „sachlich neu“ interessante Erkenntnisse über die künstlerische Gestaltung und Aussage im Medium Fotografie. Während Sander und Renger-Patzsch noch eher nüchtern, also rein sachlich, an ihre Motive Mensch, Landschaft und Architektur herangehen, zeigt sich bei dem eine Generation später agierenden Häusser deutlich die künstlerische Seite der Fotografie, obwohl seine Motive auch aus der alltäglichen Umgebung stammen, nicht wenige sogar aus unserer Region.
Zum Ausklang des Tages hatten alle Heimfahrenden Richtung Pfälzer Wald noch das aktuelle Bild eines romantischen Sonnenuntergangs über den bewaldeten Höhen des Haardtrandes vor ihren Augen. Realismus oder Romantik?
Text: Gisela und Henning Bauer, Fotos: Gisela Bauer